Medizin-Nobelpreis für drei Virologen

Die Elimination von Hepatitis C bis 2030 ist möglich

Martinsried, 16.10.2020 – Die Corona-Pandemie rückt den Kampf gegen Viruserkran-kungen verstärkt in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Das Interesse für Viruserkrankungen spiegelt sich auch in diesem Jahr bei der Nobelpreisvergabe für Medizin und Physiologie wider, der an drei Forscher geht, die das Hepatitis-C-Virus (HCV) bereits vor 30 Jahren entdeckt haben.

Hepatitis C war lange Zeit eine Krankheit ohne Namen: Das Virus wurde erst 1989 entdeckt. Drei Forscher, die daran beteiligt waren, erhalten dafür den Nobelpreis für Medizin 2020: Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice legten mit ihrer Arbeit den Grundstein dafür, dass auf eine Hepatitis-C-Virusinfektion getestet werden kann und die Erkrankung heute dank hochwirksamer Therapien bei fast allen chronisch infizierten Menschen heilbar ist. Die Elimination der Krankheit ist möglich und politisch gewollt – doch noch bleibt, auch in Deutschland, viel zu tun.

Die chronische Hepatitis C nimmt einen bedeutenden Platz in der Liste vermeidbarer Todesfälle ein: Fast 400.000 Menschen sterben weltweit jedes Jahr an der Infektionskrankheit.1 Ohne Behandlung kann es zu einer dauerhaften Schädigung der Leber und zu einem tödlichen Krankheitsverlauf kommen.1 Im Jahr 2014 kam es mit der Zulassung des ersten Vertreters einer neuen Generation direkt antiviral wirkender Arzneimittel zu einem Paradigmenwechsel: Seither wurde die Heilung fast aller Patienten innerhalb weniger Wochen und auf gut verträgliche Weise möglich.2 Heute stehen Patienten und ihren behandelnden Ärzten verschiedene Kombinationstherapien zur Verfügung mit Heilungsraten von über 95 Prozent.2 Sie sind der Grund, warum die Weltgesundheitsorganisation (WHO)3 – und mit ihr auch die Bundesregierung4 – das ambitionierte Ziel ausgerufen hat, Hepatitis C bis 2030 zu eliminieren.

Weltweit sind aktuell nur vier Länder auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen – und Deutschland gehört nicht mehr dazu.5 Experten gehen davon aus, dass von geschätzt 189.000 Menschen mehr als 100.000 Menschen hierzulande nicht wissen, dass sie mit einer chronischen Hepatitis C leben.6 Tatsächlich behandelt werden nur 30 Prozent der Betroffenen. „Mit der neuesten Generation antiviraler Arzneimittel stehen uns die Instrumente zur Verfügung, Hepatitis C in die Geschichtsbücher zu verbannen“, sagt die Geschäftsführerin von Gilead Sciences in Deutschland, Dr. Bettina Bauer. „Eine Eliminierung ist möglich. Aber dazu müssen wir in Deutschland konsequenter testen. Denn nur, wer seinen Infektionsstatus kennt, kann auch behandelt werden.“ Die Zeit drängt: Bis 2030 sind es keine zehn Jahre mehr.

Hepatitis C: Aufklären, Testen, Behandeln

Mit konkreten Lösungsansätzen möchte Gilead Sciences dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für die Hepatitis-C-Elimination in Deutschland zu verbessern. Damit mehr Menschen diagnostiziert und therapiert werden, braucht es in erster Linie eines: Aufklärung. Denn viele Betroffene wissen nicht von ihrer Hepatitis-C-Erkrankung. Sie stellen so eine ungewollte Ansteckungsgefahr für andere dar. Haus- und Fachärzte sollten daher ihre Patient*innen verstärkt über die Test- und Behandlungsmöglichkeiten der Hepatitis C aufklären.

Fokus auf Risikogruppen stärken

„Zu den Risikogruppen für Hepatitis-C-Erkrankungen zählen vor allem Drogengebraucher und Insassen von Justizvollzugsanstalten. Bei ihnen kommt es zu einem Großteil der Neuinfektionen“, sagt Dr. Bettina Bauer. „Doch gerade diese vulnerablen Patientinnen und Patienten sind mit den gängigen Test- und Therapiemöglichkeiten schwierig zu erreichen. Der Fokus muss daher auf niedrigschwelligen und lebensweltnahen Angeboten liegen.“ Denkbar sind zum Beispiel Schnelltests, die in Drogenberatungsstellen sowie Justizvollzugsanstalten oder „mobil“ für Obdachlose angeboten werden.

Nationalen Aktionsplan entwickeln und umsetzen

Die Bundesregierung hat sich bereits 2016 im Rahmen der sogenannten „BIS 2030“-Strategie zu dem WHO-Ziel der Hepatitis-C-Elimination bekannt.4 Für die konsequente Umsetzung bedarf es eines nationalen Aktionsplans, der konkrete und sektorübergreifende Maßnahmen für Bund, Länder und Gemeinden definiert. Es gilt: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

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Referenzen

  1. World Health Organization (WHO). Hepatitis C Key facts; https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-c; (letzter Zugriff: Oktober 2020)

  2. Sarrazin C et al. S3-Leitlinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis C-Virus (Hepatitis C)-Infektion“. Z Gastroenterol 2018; 56: 756–838

  3. WHO. Combating Hepatitis B and C to reach elimination by 2030; 2016; https://www.who.int/hepatitis/publications/hep-elimination-by-2030-brief/en/; (letzter Zugriff: Oktober 2020)

  4. Center for Disease Analysis (CDA). https://cdafound.org/dashboard/polaris/maps.html; (letzter Zugriff: Oktober 2020)

  5. The Center for Disease Analysis Foundation. Hepatitis C – Germany. Lafayette, CO: CDA Foundation, 2020. Verfügbar über Nutzerlizenz auf http://cdafound.org/polaris/; (letzter Zugriff: Oktober 2020)

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