Aus der COVID-19 Pandemie lernen – HIV bis 2030 eindämmen
Das deutsche Gesundheitssystem hat während der Corona-Pandemie gezeigt, wie belastbar es ist. Durch energisches und entschlossenes Handeln konnten die schlimmsten Folgen der Pandemie zum Teil abgemildert werden. Aus diesen Erfahrungen können wir wichtige Erkenntnisse für die Bekämpfung weiterer Infektionskrankheiten ziehen. Denn die HIV-Epidemie greift in Deutschland und der Welt weiter um sich.
Deutschland erreicht erstmals 90-90-90 Ziele der Vereinten Nationen
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die UNAIDS-Ziele in Deutschland
Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte die Corona-Pandemie auf die in Deutschland gemeldeten HIV-Neudiagnosen im Jahr 2020 einen wesentlichen Einfluss.2 Dies führt das RKI unter anderem auf verringerte Mobilität sowie auf einen Rückgang der Zahl der Sexualpartnerinnen und -partner zurück. Außerdem wird ein Rückgang von Testangeboten und Testnachfrage vermutet, wodurch die Zahl der Screening-Untersuchungen bei symptomlosen Personen gesunken ist.3 Dabei ist eine frühzeitige Diagnose ein entscheidendes Mittel zur Eindämmung von Infektionskrankheiten.
HIV-Infektionen frühzeitig diagnostizieren
In Deutschland wissen immer noch 10% der Menschen mit HIV nichts von ihrer Infektion. Eine Folge davon ist eine hohe Zahl von Personen, deren HIV-Infektion erst spät diagnostiziert wird (“Late Presenter”). Bei diesen Menschen liegt bereits ein fortgeschrittener Immundefekt oder das Vollbild AIDS vor. Hierzulande werden 35% der HIV-Diagnosen in einem späten Stadium gestellt, 18% sogar erst im Endstadium AIDS.4 Eine verspätete Diagnose könnte jedoch oft vermieden und Infektionsketten so frühzeitiger unterbrochen werden. Eine Schlüsselrolle bei einer möglichst frühen HIV-Diagnose kommt den Hausärztinnen und Hausärzten zu, da dort das größte Potential zur frühen HIV-Testung liegt.5 Diese Gruppe muss vermehrt für die Testung auf HIV sensibilisiert werden.
Diskriminierung und Stigmatisierung beenden
Laut einer Studie der Deutschen Aidshilfe leiden Menschen mit einer HIV-Infektion stärker an Diskriminierung und Stigmatisierung als an der Krankheit selbst.6 Besonders problematisch ist die Diskriminierung im Gesundheitsbereich. 56% der Befragten gaben an, im Gesundheitsbereich in den letzten Monaten mindestens eine negative Erfahrung aufgrund von HIV gemacht zu haben. Die Folge: Betroffene legen nicht immer Ihren HIV-Status offen, was deutliche Nachteile bei der Behandlung nach sich ziehen kann.7 Die Sensibilisierung für die Themen Diskriminierung und Stigmatisierung müssen verstärkt Einzug in die Ausbildung im Gesundheitsbereich finden. Sie gehören noch immer zu den größten Barrieren bei der Beendigung der HIV-Epidemie.
Flächendeckenden Aktionsplan zur Eindämmung von HIV entwickeln
Damit die Bekämpfung von HIV in Deutschland noch mehr Schwung aufnimmt, braucht es einen Aktionsplan, der das Zusammenspiel auf allen politischen Ebenen gewährleistet und konkrete Standards und Maßnahmen definiert. Das IGES Institut hat dazu 2021 einen Studien-Report* veröffentlicht, der konkrete Maßnahmen beschreibt, mit deren Hilfe HIV in Deutschland bis 2030 eingedämmt werden könnte. Die Bundesregierung hat nun die Chance, diese Maßnahmen zum Wohle der Allgemeinheit umzusetzen.
*Der Report wurde im Auftrag der Gilead Sciences GmbH durch das IGES Institut unabhängig erstellt. Er kann hier abgerufen werden.
Zusätzliches Informationsmaterial zum Download
Weitere Themen
Referenzen
-
UNAIDS (2021): Global Aids Strategy 2021-2026 https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/global-AIDS-strategy-2021-2026_en.pdf (letzter Zugriff November 2021)
-
Robert Koch-Institut (2021): Epidemiologisches Bulletin 31 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/31_21.pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff: November 2021)
-
Robert Koch-Institut (2021): Epidemiologisches Bulletin 31 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/31_21.pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff: November 2021)
-
Robert Koch-Institut (2021): Epidemiologisches Bulletin 47 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/47_21.pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff: Juli 2022)
-
Valbert et. al. (2021): HIV-Epidemiologie in Deutschland: Späte Diagnostik https://www.aerzteblatt.de/archiv/221760/HIV-Epidemiologie-in-Deutschland-Spaete-Diagnostik (Letzter Zugriff: November 2021)
-
Deutsche Aidshilfe (2021): positive stimmen 2.0 https://hiv-diskriminierung.de/sites/default/files/documents/broschuere_finale_version.pdf (Letzter Zugriff: November 2021)
-
Deutsche Aidshilfe (2021): positive stimmen 2.0 https://hiv-diskriminierung.de/sites/default/files/documents/broschuere_finale_version.pdf (Letzter Zugriff: November 2021)
