Gestärkt gegen Brustkrebs: Alte und neue Versorgungshürden aufdecken und anpacken.
Berlin, 26. April 2022 – Nach wie vor ist Brustkrebs mit Abstand die am häufigsten diagnostizierte Krebsform bei Frauen.1 Eine besonders aggressive Form des Brustkrebses ist das TNBC (Triple Negative Breast Cancer). Bei diesem Subtyp sind häufiger jüngere Frauen unter 40,2 darunter Mütter mit kleinen Kindern oder Frauen in der Familienplanung,3 betroffen. Trotz stetig wachsender Therapieoptionen ist das Spektrum an potenten Therapien noch immer sehr gering und die Prognose für Frauen mit dieser Diagnose ist nach wie vor sehr schlecht.4
Um über den Status Quo sowie aktuelle Versorgungshürden zu diskutieren sowie schnelle und zielorientierte Lösungen zu identifizieren, hat die Gilead Sciences GmbH am 26. April 2022 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verbänden und von Krankenkassen sowie von Patientinnenorganisationen zu einem Round Table in Berlin eingeladen.
Status Quo, Herausforderungen und Ziele
Einen ersten Impuls zum Themengebiet erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Dr. Katja Nielsen, Senior Business Unit Director Oncology bei Gilead Sciences GmbH. Ziel müsse es sein, „unheilbare“ Krebserkrankungen zu chronifizieren , die Versorgung der Patientinnen und Patienten durch flächendeckende und leitliniengetreue Behandlungen zu stärken, mehr Bewusstsein in der Ärzteschaft für die Situation der Betroffenen zu schaffen und durch frühe Aufklärung und Kampagnen die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern. Gleichzeitig wies sie auf die aktuell sehr angespannte Versorgungssituation in Deutschland hin. Grund dafür seien unter anderem die COVID-19-Pandemie, aber auch Hürden in der Versorgungslandschaft sowie die zusätzliche, krankheitsbedingte soziale Belastung der Patientinnen. Des Weiteren werde das Potential der Krebsregister noch nicht annähernd ausgeschöpft.
Zur Zielerreichung bedürfe es eines möglichst effizienten Zusammenspiels von verschiedenen Fachbereichen, einer verbesserten psychoonkologischen Betreuung, besonderer Präventionsarbeit sowie einer datenorientierten Strategie. Auch müsse die Grundlagenforschung in allen relevanten Bereichen gefördert und Hürden für Innovationen verringert werden.
Politische Maßnahmen bei der Bekämpfung von Brustkrebs
Die Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich (SPD) ging in ihrem Impulsvortrag auf die politischen Maßnahmen ein, die zu einer besseren Bekämpfung von Brustkrebs beitragen sollen. Für sie seien Prävention und Früherkennung wichtige Grundlagen und müssten dementsprechend allgemein gefördert und ausgebaut werden. Explizit forderte sie, dass das Mammographie-Screening nicht erst mit 55 Jahren beginnen und bereits mit 69 Jahren enden dürfe, sondern ausgeweitet werden müsse. Das Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten (Patientenrechtegesetz) stelle eine gute Grundlage dar, sei jedoch noch ausbaufähig. Vor allem bedürfe es Verbesserungen hinsichtlich der Beratungsangebote sowie des Übergangs von Leuchtturmprojekten in die Regelversorgung. Auch die psychoonkologische Versorgung dürfe bei der Behandlung von Patientinnen nicht vernachlässigt werden.
Stamm-Fibich betonte ebenfalls die Bedeutung einer umfangreichen Datengrundlage und sprach sich für eine angemessene Reform der diesbezüglichen gesetzlichen Regularien im Gesundheitssektor aus. Außerdem setze sie sich dafür ein, dass mit Brustkrebs diagnostizierte Patientinnen in zertifizierten Zentren und anhand leitliniengetreuer Maßnahmen behandelt werden.
Wegweisende Leuchtturmprojekte
Jennifer Lenz, Vertreterin der Krankenkasse DAK Gesundheit, informierte die Anwesenden zum von der Charité– Universitätsmedizin Berlin geleiteten und von weiteren Kooperationspartner unterstützten Projekt „Patient-Reported-Outcomes bei Brustkrebserkrankungen (PRO-B)“, das vom Innovationsfonds gefördert wird. Mit dem Projekt wird eine neue Form der Versorgung für Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs erprobt, bei der über eine App die Patientinnen selbst über ihre krankheitsbezogenen Beschwerden berichten und Angaben zu ihrem Befinden, ihrer Lebensqualität und der psychosozialen Belastung machen können. Mithilfe der Beobachtung durch Datenerhebung werden Symptome und ein etwaiges Fortschreiten der Erkrankung quasi in Echtzeit erkannt. Die individuelle Perspektive der Patientinnen sei dabei von besonderer Bedeutung, da der Schweregrad bestimmter Krankheitssymptome von den betreuenden Ärztinnen und Ärzten anders eingeschätzt oder sogar unterschätzt werden kann.
Zusammen gegen Brustkrebs
Grundsätzlich waren sich die Rednerinnen und alle weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, dass sowohl Prävention als auch Aufklärung einen verstärkten Stellenwert einnehmen müssen. Dazu bedarf es einer Förderung entsprechender Maßnahmen ebenso wie innovativer Projekte und neuer Forschungsansätze. Als zentrales Problem kristallisierte sich in der Diskussion die flächendeckende und leitliniengetreue Versorgung von Patientinnen in zertifizierten Zentren heraus. Jedoch gebe es hier trotz vieler guter Ansätze noch immer Umsetzungsprobleme, die es zu beseitigen gilt.
Besonders intensiv wurde über die Sammlung und Bereitstellung von Daten sowie die damit zusammenhängende Frage des Datenschutzes im Bereich der Gesundheitsforschung diskutiert. Zum einen erschweren aufwendige Regularien und bürokratische Hürden die Forschung und verzögern dadurch die Entwicklung neuer, effektiver Behandlungen. Gleichzeitig müsse aber ein sensibler Umgang mit Daten gewährleistet werden.
Der Round Table hat gezeigt, vor welchen Herausforderungen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft stehen und wie wichtig eine Diskussionsplattform dieser Art ist, um sich auszutauschen und neue Ansätze und Lösungen für die Bekämpfung von Brustkrebs zu diskutieren. Die Veranstaltung diente als Auftakt einer Reihe von Diskussionsplattformen auf Bundes- und Landesebene.
Weitere Themen
Referenzen
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Statistisch hat mindestens jede zweite Frau zwischen 30 und 40 Jahren mindestens ein Kind (https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61553/kinderlosigkeit-und-kinderzahl/).
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Schneeweiss A. et al. Geburtshilfe Frauenheilkd. 2019 Jun; 79(6): 605–617.