Nicht gegen jede Form von Hepatitis kann man sich impfen – aber viele Formen sind behandelbar

Von Hepatitis-A bis -E sind fünf Erregergruppen bekannt – gegen A und B kann man sich impfen lassen und eine Impfung gegen Hepatitis-B schützt zudem vor einer Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus .1 Trotzdem sind in Deutschland derzeit circa 249.300 Menschen mit Hepatitis-B infiziert, wenn man von einer derzeit angenommenen Prävalenz von 0,3% ausgeht.2,3 Insgesamt wurden im Jahr 2021 jedoch nur 7.892 Fälle gemeldet.4 Durch die neue Gesundheitsuntersuchungs-Richtlinie haben zwar über 35-Jährige einen einmaligen Anspruch für ein Screening auf Hepatitis-B und Hepatitis-C, dennoch blieb der sogenannte Arztvorbehalt bei Hepatitis-B-Testungen bestehen.5 Die Anwesenheit von Ärztinnen oder Ärzten für die Durchführung von Schnelltests dieser Erkrankung ist somit weiterhin erforderlich.

Mehr Hepatitis-D-Fälle entdecken

Das Ziel muss es aber sein, nicht nur einzelne Erregergruppen, sondern die virale Hepatitis durch Testung und dadurch niedrigere Transmission insgesamt zu eliminieren. Dafür müssen vor allem unentdeckte Infektionen stärker diagnostiziert werden. Da ein positiver Hepatitis-B-Test zudem gemäß medizinischer Leitlinie einen Test auf Hepatitis-D nach sich ziehen sollte,6 kann so auch die Anzahl der entdeckten Hepatitis-D-Fälle erhöht werden. Denn mit der schwersten Hepatitisform können Menschen sich nur infizieren, wenn sie entweder bereits an Hepatitis-B erkrankt sind oder sich gleichzeitig mit Hepatitis-B infizieren.1 Eine große Chance bietet daher die Ausweitung niedrigschwelliger Schnelltests für Hepatitis-B. Dieses Potenzial sollte durch den Wegfall des Arztvorbehalts für Hepatitis-B genutzt werden. Der Rahmen für eine entsprechende Änderung des Infektionsschutzgesetzes besteht, da das Gesetz das Bundesministerium für Gesundheit bereits heute ermächtigt, mit Zustimmung des Bundesrates Ausnahmen für weitere patientennahe Schnelltests zu schaffen.

Referenzen

  1. World Health Organization. Key facts Hepatitis D. https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-d (letzter Zugriff: November 2022)

  2. Steffen, G., Sperle, I., Leendertz, S. A.,Sarma, N., Beermann,S., Thamm, R., Bremer, V., Zimmermann, R. & Dudareva, S. (2020): https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0229166

  3. Sperle, S., Steffen, G., Leenderts, S. A., Sarma, N., Beermann, S., Thamm, R., Simeonova, Y., Cornberg, M., Wedemeyer, H., Bremer, V., Zimmermann, R. & Dudareva, S. (2020): https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpubh.2020.00424/full

  4. RKI Epidemiologisches Bulletin 1/2022.

  5. Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz. Gesetze zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen; http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/ (letzter Zugriff: Juli 2022).

  6. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virusinfektion (letzter Zugriff: Juli 2022)

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